Juli // August

Was soll ich sagen … it was intense. Beide Monate, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Juli hat sich angefühlt, wie ein schwarzes, enges, klebriges Netz. Und August dann, wie ein freischneiden, atmen, die ganze Angst abschütteln.

Ich habe mich endlich durch das Nadelöhr auf die andere Seite gekämpft. Wenn man vor Erschöpfung und Erleichterung nur noch lachen kann.

Aber fangen wir mal vorne an.

Ich habe in meinen Notizen zu Juli zwei Worte, High Anxiety.

Warum ging es mir im Juli so schlecht? Ich habe mehrere Theorien. Die eine kam von meiner Freundin Jule. Sie hat es Destabilisieren genannt. Jeder Mensch stützt sich auf bestimmte Säulen. Beruf, Familie, Wohnung, Gesundheit etc. Wenn mal eine von diesen Säulen wackelt oder im Umbruch ist … kein Problem. Auch bei zweien kann man es meistens noch ganz gut ausbalancieren. Sonst könnte man ja niemals Umziehen oder den Beruf wechseln oder sich trennen oder eine Beziehung eingehen. Das Problem ist wenn zu viele Säulen auf einmal wackeln und man gar nichts mehr zum festhalten hat.

Die andere Theorie ist, das man wenn man kurz vor einem großen Entwicklungsschritt steht meistens krank wird oder nochmal richtig Schiss bekommt (oder beides). Ich will nicht aus meiner Komfortzone raus, hier ist es doch so schön gemütlich. Das Ego kämpft mit Händen und Füßen gegen das Neue. Versucht wo es geht zu sabotieren. Und da kann man eigentlich nur Danke sagen. „Danke liebes Ego, dass du immer so gut auf mich aufpasst, aber ich treffe hier immer noch die Entscheidungen und nicht du.“

Während ich das hier schreibe ist schon Oktober. Eigentlich mag ich es lieber diese Beiträge so „aktuell“ wie es geht hochzuladen, aber mit dem Drehpensum der letzten Monate war an schreiben einfach nicht zu denken. Und schon jetzt merke ich wie sich mein Gefühl zu dieser Zeit verschiebt. Am Ende bleibt meistens ein intensives, fast schon wohliges Gefühl übrig. Obwohl es sich in der Zeit, wenn man jeden Tag heult nicht so anfühlt. Aber mit etwas Abstand sieht man den Prozess und die Reinigung die in so einer Zeit stattfindet.

Forever romanticizing the dark phase of the moon.

Natürlich gab es auch schöne, leichte Momente im Juli. Ich war zweimal im Freiluftkino, Wir waren oft am See. Ich habe mit Mama und Papa auf dem Balkon gefrühstückt.

Lukas und ich haben ein paar Trips mit dem Auto unternommen. Wir waren an der Ostsee und haben eine Woche später einen Kumpel in McPomm besucht. Ich habe entdeckt das ich wirklich gerne Auto fahre, und ehrlich gesagt auch gar nicht so schlecht bin, wie ich immer dachte.

Anfang August stand dann der Umzug nach Köln für mein neues Projekt an. Und hier wurde es kurz sehr sehr scary. Ich bin an einen sehr dunklen Ort gegangen, von dem ich dachte das ich die Tür Ende 2014 ganz ganz fest zugeschlossen hatte. Anscheinend nicht. Wenn Mama, Papa und Lukas nicht so eng bei mir gewesen wären … oh boy. Oben unten hinten vorne alles ist am wackeln. Spoiler Alter ich bin Heile rausgekommen und in meiner Wohnung in Köln angekommen. (Well with a lot of help of my family and friends and my angels).

Dann kam der erste Drehtag für ‚Tonis Welt‘ und seit dem hat sich meine Welt extrem fokussiert. Aufstehen, ans Set fahren, Text lernen, Schlafen, alles wiederholen. Das klingt jetzt so erstmal ein bisschen trostlos aber es fühlt sich an wie ein Befreiungsschlag. Alles ist reduziert. Mir werden fast alle Entscheidungen abgenommen. Wann ich aufstehe, wann und was ich esse, was ich an dem Tag mache. Und gerade in dieser ungewissen Zeit in der Welt, in meinem Leben und Umfeld fühlt es sich an wie eine Kur. Alles wird ruhiger, konzentrierter, ich sehe schärfer was mir wichtig ist, was ich brauche.

Wir haben meinen Geburtstag gefeiert und ich konnte für die Tage sogar nach Hause fahren. Obwohl es sich ehrlich gesagt mehr angefühlt hat als würde ich Potsdam besuchen und danach nach Köln wieder nach Hause fahren. Home is apparently just where my stuff is.

Jetzt bin ich also 23 und fühle mich viel chaotischer und viel erwachsener. Hätte ich gedacht das ich mit 23 zwar ausgezogen aber ohne Wohnung bin? Hätte ich gedacht das ich mit 23 Wäsche waschen kann aber immer noch keinen Plan habe wie die Steuer genau funktioniert? Nö aber was weiß man auch schon. Ich weiß das es immer besser wird. Das alles nur eine Phase ist. Das schlechte Zeiten am Ende gar nicht so schlimm sind. Das man sich irgendwann aufs weinen wieder freuen wird. Das Familie, egal ob reingeboren oder selber kreiert das wichtigste ist. Das man sehr sehr weit vom Weg abkommen kann und trotzdem nach Hause findet.

Serien/Film Empfehlung:

Unorthodox

Woah, die Serie hat mich echt Beeindruckt. Das Buch habe ich vor Jahren gelesen und am Anfang es gar nicht mit der Serie in Verbindung gebracht. Mein persönlicher Ritterschlag für eine schauspierlerische Leistung wenn niemand anderes diese Rolle hätte spielen Können. Brad Pitt in Seven, Timothée Chalamet in Call me by you Name und eben Shira Haas und Amit Rahav in Unorthodox. Sehr sehr berührend, sehr intensiv. Ich musste diese Serie in Mikrodosen gucken, weil es mir sonst zu hart war. Aber sehr empfehlenswert.

Portrait einer jungen Frau in Flammen

Ich habe diesen Film zwar schon Ende letzten Jahres im Kino geguckt, aber eben im Juli im Freiluftkino nochmal mit Luki zusammen. Ein sehr Stimmungsvoller, ruhiger berührender Film über eine Künstlerin die den Auftrag bekommt das Hochzeitsportrait einer Frau zu malen. Ein starker Weiblicher Blick. Ein Film der mich sehr beeindruckt hat.