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Abendritual

Ich habe ein neues Abendritual. Oder besser gesagt ich habe ein altes Abendritual wiederentdeckt.

Seit dem ich schreiben kann, schreibe ich Tagebuch. Es fing mit Diddl- Tagebüchern mit einer krakeligen Kinderhandschrift an.

Liebes Tagebuch, heute war sehr schön. Wir waren in der Schwimmhalle, dann haben wir Pommes gegessen, dann haben Lenny und ich „Wissen macht Ah“ geguckt, dann hat … und so weiter und so weiter.

Ein Tagesbericht eben. Ein festhalten des Geschehenen. Der Kapitän führt das Logbuch. Es ist ja nicht so das ich früher weniger gefühlt hätte, aber in meinen Tagebüchern ist das „was“ auf jeden Fall wichtiger als das „wie habe ich mich dabei gefühlt?“

Mit der Zeit haben sich die Einträge verändert. Klar man fängt mehr an zu reflektieren, hinterfragen, überdenken. Es wurden mehr Gefühlsausschüttungen, ab und zu ein Gedicht oder eine Manifestationsliste. Ich schreibe nicht mehr täglich Tagebuch. Mehr wenn ich es brauche. Manchmal morgens, manchmal mitten am Tag, manchmal vor dem einschlafen, wenn es mir sehr gut geht, wenn es mir sehr schlecht geht, oft wenn ich rausfindenden möchte wie es mir geht.

Nur in letzter Zeit ist es öfter passiert das ich abends im Bett liege, total erschöpft, und ich gar nicht mehr so richtig weiß was an dem Tag passiert ist. Ich habe mir keine Verarbeitungszeit genommen. Noch nicht die Taps geschlossen. Und deswegen schreibe ich jetzt öfters mal wieder Tagebuch wie in den guten alten Zeiten. Oft merke ich dann erst wie viel ich gemacht habe. Verstehe warum mein Körper so erschöpft ist, aber eben auch warum ich noch nicht zur Ruhe komme.

Und jetzt finde ich langsam diese Symbiose zwischen Logbuch und Aufarbeiten. Was ist mir passiert? Und wie habe ich mich dabei gefühlt? Erstmal fühlt sich das irgendwie sweet an und wie ein schöner Weg mit der kleinen Amber zu connecten und andrerseits fallen mir dabei viele Sachen auf. Zum Beispiel wie ich gerne mal Drehen als einen Stichpunkt zusammen fasse. Dabei ist Drehen ja nicht nur eine Sache. Es sind 10 Stunden an Begegnungen, Momenten, Gespräche, ruckeligen und flowigen Gefühlen. Oder wie ich erst am Abend merke das etwas komisch war oder ich mich nicht gut Verhalten habe. Das man im Laufe des Tages, besonders wenn man viel macht, manchmal auf Durchzug und einfach weitermachen stellen muss, ist denke ich normal. Umso wichtiger das man sich irgendwann am Tag die Zeit nimmt, bei dem Tempo hinterher zu kommen.

Ausserdem glaube ich könnte es sehr interessant sein mit 50 nachlesen zu können, was man genau an einem Tag mit 23 so gemacht hat. Genauso wie ich es jetzt super spannend finde womit ich so als Siebenjährige meine Zeit verbracht habe.

Liebes Tagebuch, heute war sehr schön. Ich habe endlich wieder gut geschlafen, dann habe ich meditiert, dann habe ich eine Kakaozeremonie gemacht, dann habe ich mit Wiebke geskyped, dann wurde ich zum drehen abgeholt …

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